Glasherstellung in Elsarn

Nachtrag 2016:  

 

Die Glasherstellung in Elsarn funktioniert mittlerweile sehr gut, es werden Gegenstände wie Gläser oder Flaschen hergestellt und auch Schmuck wie Ringe, Armreifen und Perlen werden mittlerweile erzeugt - wer sich hier ein genaues Bild machen möchte ist herzlich eingeladen, sich auf der Seite der Elsarner Archäotechnik umzusehen: Archäotechnik Elsarn



Im Rahmen der Aktionstage im Germanischen Gehöft Elsarn, vom 10.-12. Mai 2008, wurde der Versuch unternommen, nach historischen Funden belegten Fertigungsprozessen selbst Glas herzustellen. Das Geheimnis der Glasherstellung sollte nicht im stillen Kämmerchen enträtselt, sondern dem anwesenden Publikum live vorgeführt werden. Durchgeführt wurde das Experiment von der Glesum Sippe (vormals Mitglieder von nun Gentes Danubii) und dem Schmied Gerhard Putzgruber. Der Vorgang ist sehr aufwändig und nimmt mindestens acht Stunden in Anspruch. Funde von Glasperlen aus dieser Fertigungsart liegen von der Hallstattzeit (ab 800 v.) bis ins Frühmittelalter vor.

Bilder der ersten Versuche der Glasherstellung in Elsarn (2008)


Zur Geschichte der Glasherstellung

Glas ist wahrscheinlich bereits genau so alt wiedie Erde selbst. Es entsteht bei hoher Temperatur, wie zum Beispiel bei einer Eruption eines Vulkans oder einem Blitzschlag. Schon vor etwa 8000 Jahren benutzte der Mensch die aus der Glut der Vulkane entstandene Glaslava, den Obsidian (natürlich vorkommendes Glas). Eines der ältesten von Menschenhand erschaffenen Glasstücke ist auf ca. 4000 - 5000 Jahre v. Chr. datiert und wurde in Ägypten gefunden. Fundgrabungen zeigten, dass man Glas ursprünglich zum Überzug von Tongefäßen verwendete. Es lag nahe, diesen Werkstoff als Stoff an sich, ohne Tonkern, zu verarbeiten und so entstanden erste Versuche Glas an sich herzustellen und zu verwenden. Ausgrabungen in Ägypten zeigten Stadien de rGlasherstellung vom Gemenge über die Schmelzvorgänge bis zu fertigen Glaswaren.

 

Glas wurde in Ägypten seit etwa 1400 v.Chr. zu Gefäßen verarbeitet. Die bekannteste Verarbeitungstechnik beruht auf dem Herstellen von Hohlgefäßen durch das Wickeln von erweichten Glasstäbchen um einen porösen Keramikkern, der anschließend herausgekratzt wurde. So konnten aber auch Schmuckstücke wieGlasperlen hergestellt werden. Das Glas wurde dabei durch Beimischen von Metall-Oxiden schwarz, violett, blau, grün, rot, gelb oder weiß gefärbt.

 

Die erste bekannte Rezeptur ist aus der Bibliothek des assyrischen Königs Assurbanipal überliefert, die auf ca. 650 v. Chr. datiert wird: "Nimm 60Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen und 5 Teile Kreide und du erhältst Glas."

 

Die Kelten und Germanen, stellten aus Glas nur Schmuckstücke her, wohingegen die Römer schon eine Glasindustrie entwickelten und nicht nur Schmuck, sondern auch Glasgefäße herstellten, die bei den Germanen sehr beliebt waren. Später übernahmen die Germanen die Technik der Glasherstellung von den Römern und stellten überall dort Glas her, wo die Römer sich zurückgezogen hatten.

Zurück zum Ursprung

Gemeinsam mit dem Schmied aus dem Germanengehöft Elsarn, Gerhard Putzgruber, kamen wir durch diverse Gespräche über Glasschmuck und Glasherstellung auf den Gedanken, selbst Glas herzustellen. Das Fachwissen dazu versuchten wir uns aus diverser Literatur anzugeignen. Wir wussten von vornherein, dass wir auch erst durch unsere Versuche immer wieder neues dazulernen können. Es würde also ein langer aber sehr interessanter Weg werden, uns in der Glasherstellung zu probieren. So begannen wir mit unseren Experimenten. Wir wollten selbst erfahren welcher Arbeitsaufwand und welche Arbeitsschritte notwendig waren, bis man tatsächlich selbst ein Stück Glas vor sich liegen hat. Der erste Schritt zu unseren Versuchen, Glas herzustellen, bestand darin, uns einen Lehmofen aufzubauen, in dem das Glasgemisch auf hohe Temperatur gebracht werden konnte. Die ersten kleinen Erfolge konnten wir bereits in einem Erstversuch im Dezember vergangen Jahres erzielen. Aus unserem Gemisch aus Quarzsand, Kalk und Pottasche entstand in dem Versuch tatsächlich eine glasähnliche Masse, die durch Holzkohle und Lehm stark verunreinigt war, da wir die Mischung bei diesem Versuch nicht in einem Schmelztiegel zum Schmelzen brachten, sondern im Ofen im direkten Kontakt mit der Kohle schmolzen.

Acht Stunden bei 1300 Grad Celsius

Nach etlichen weiteren Experimenten wollten wir bei den Aktionstagen im Germanischen Gehöft Elsarn unsere Versuche Glas herzustellen dem Publikum vorführen. Bei diesen Versuchen verwendeten wir einen Schmelztiegel, in dem das Glasgemisch als Pulver gefüllt wurde und im Lehmofen auf hohe Temperaturen – bis zu 1300 °C gebracht wurde. Nach ca. acht Stunden Arbeit am ersten Tag der Aktionstage, konnte sich das Ergebnis bereits sehen lassen. Einen zweiten Versuch starteten wir am Tag darauf, auch bei diesem waren wir mit unserem Endergebnis sehr zufrieden. Die Besucher der Aktionstage waren sehr interessiert an unserem Treiben, stellten viele Fragen und waren verwundert, welcher Aufwand hinter der Glaserzeugung steht.

 

Um das Gemisch aus Quarzsand, Kalk und Pottasche überhaupt einmal so weit zubringen, dass es zu Glas schmilz, muss es vorher "gefrittet" werden. Dies ist der Ausdruck dafür, dass man das Gemisch im Vorfeld bei niedrigerer Temperatur(ca. 800 – 900 °C) miteinander reagieren lässt. In dieser Reaktion verbindetsich der Quarzsand mit der Pottasche und schäumt auf. Diese Masse wird nach dem Abkühlen im Mörser zu einem Pulver gemahlen, um es dann im letztendlichen Arbeitsschritt bei ca. 1300 °C zu Glas zu schmelzen.

 

Um die erforderliche Hitze im Ofen zu erlangen musste ein Blasbalg ständig in Betrieb gehalten werden. Wir wechselten uns immer wieder bei den Arbeiten ab und bekamen auch ab und an Hilfe von sehr interessierten Besuchern. Die Vorstellung allerdings, dass der Blasbalg stundenlang betrieben werden musste war für viele Besucher unvorstellbar. So wurde ihnen allerdings verdeutlicht, dass die Glaserzeugung zu früheren Zeiten, ohne Hochofen und moderneTechnologie, sehr viel Aufwand bedurfte.

Versuche werden fortgesetzt, Schmuckherstellung nach historischen Mustern geplant

Alles in allem waren die Aktionstage ein großer Erfolg. Wir lieferten gute Ergebnisse und die Besucher waren begeistert über unsere Schilderungen von bisher gemachten Erfahrungen. Besonderes Highlight war es auch jedes Mal, wenn wir den Schmelztiegel öffneten, nicht nur für unsereZuschauer, sondern auch für uns, um zu sehen, wie weit fortgeschritten der Schmelzvorgang schon war. Unser größtes Ziel besteht darin, aus unserem selbst gewonnenen Glas auch Schmuckgegenstände herzustellen. Erste Objekte sind schon vorhanden. Wir wollen auch bei den nächsten Aktionstagen in Elsarn Glasversuche vorzeigen, um noch mehr Wissen über die Glaserzeugung zu bekommen und dieses dem Publikum vermitteln.