Römer 1. Jhdt. n. Chr.


Roms Expansionsdrang machte weder vor den Alpen noch vor den dahinter liegenden Ländern und Menschen halt. So entstanden größtenteils auf dem Gebiet des heutigen Österreichs und Ungarn drei neue Provinzen, Rätien, Noricum und Pannonien und eine neue Reichsgrenze, der Donaulimes. Hier wollen wir uns mit den Provinzen Noricum und Pannonien befassen, dessen Grenze zu den Feinden Roms die Donau bildet.

Noricum

Das Gebiet des keltischen Regnum Noricum wurde zuerst 15 v.Chr. von den Römern besetzt und unter Kaiser Claudius 41 bis 54 n.Chr. zur Römischen Provinz umgewandelt. Sie umfasste die Gebiete zwischen Donau, Wienerwald, Ostgrenze der Steiermark, Save und Inn. Hauptstatt der Provinz war Virunum auf dem Zollfeld. Die Lage der alten keltischen Hauptstadt Noreia ist bis heute unbekannt. Während der Regentschaft von Kaiser Diokletian (284 – 305 n.Chr.) wurde Noricum in Noricum Ripense (Ufernoricum) und Noricum Mediterraneum (Binnennoricum) aufgeteilt. Anders als die Provinz Pannonien blieb die Provinz Noricum weitestgehend von großen Kriegen verschont. Ab dem 5. Jhdt. zerfällt das weströmische Imperium allmählich und immer mehr römische Gebiete gehen an die Germanen verloren. Mit zwei Feldzügen von Odoaker gegen die Rugier und dem Abzug der Römer 488 n.Chr. aus Noricum endet die Herrschaft Roms nördlich der Alpen und Noricum wird den Germanen, Slawen und Awaren überlassen.

 

Pannonien

12 bis 9 v.Chr. wurden die Gebiete Pannoniens von den Römern erobert und nach dem pannonischen Aufstand 6 bis 9 n.Chr. die Provinz Pannonien ausgerufen. Sie umfasste die Gebiete zwischen den Ostalpen, der Donau, Save, östliches Niederösterreich, Oststeiermark, Burgenland und Teile Ungarns. In den Städten Vindobona, Carnuntum, Brigetio und Aquincum waren vier Legionen und etliche Hilfstruppen (Auxilia) stationiert, um die Sicherung der Reichsgrenze gegen ständig eindringende Germanen zu gewährleisten. 103 n.Chr. wurde die Provinz in Pannonia Superior (Oberpannonien) mit Hauptstadt Carnuntum und Pannonia Inferior (Unterpannonien) mit der Hauptstadt Aquincum (Budapest) aufgeteilt. Während der Markomannenkriege (166 bis 182 n.Chr.) residierte der römische Kaiser Marcus Aurelius in Carnuntum. 193 n.Chr. wurde Septimius Severus in Carnuntum zum neuen Kaiser ausgerufen. Nach einem längeren Frieden führte Kaiser Valentinian I. von hier aus Krieg gegen die Quaden und Sarmaten. Nach den Kriegen gegen Attila und die Hunnen und der Abtretung großer Gebiete Pannoniens an die Hunnen 433 n.Chr. endete auch diese Provinz 488 n.Chr. mit dem Abzug der Römer und dem Ende des Weströmischen Reiches, in dessen frei gewordene Gebiete Langobarden, Awaren und Slawen zogen.

 

Norisch Pannonische Frauentracht

Die norisch pannonische Frauentracht war eine sehr beliebte und weit verbreitete Art der Gewandung der Damen und Mädchen des 1. und 2. Jhdts. n.Chr. vor allem in den römischen Provinzen Noricum und Pannonien, wie der Name schon sagt. Durch die günstige Quellenlage lassen sich heute viele Bestandteile der Tracht rekonstruieren. Man findet nicht nur Überreste von Schmuck in diversen Gräbern, auch zahlreiche Grabsteine mit diversen, teilweise sogar ursprünglich farbigen Abbildungen können für Rekonstruktionen einer derartigen Frauentracht herangezogen werden. Fundorte sind von der ungarischen Tiefebene, über den Ost- und Südalpenraum bis in das obere Etschtal und das bayrische Alpenvorland allgegenwärtig. Grabfunde können außerdem durch sogenannte Siedlungsfunde ergänzt werden, wodurch sich ein noch besseres Bild rekonstruieren lässt.


Die norisch pannonische Frau trug ein meist langärmeliges Unterkleid, darüber ein ärmelloses Obergewand oder einen Peblos, der an den Schultern durch große sogenannte Flügelfibeln verschlossen wurde, deren Enden weit empor ragten. Gegürtet wurde das Kleid mit einem Gürtel mit Gehänge, der mit Zierbeschlägen reich verziert war.

 

Wesentlich an der norisch pannonischen Frauentracht war auch die Kopfbedeckung. Regional fanden sich diverse Unterschiede in der Art der Kopfbedeckung, von einer einfachen Haube bis hin zu einer sogenannten Modiusmütze, einer zylindrischen, sich nach oben verbreiternden Rundmütze aus Leder oder Filz, der mit einem Schleier getragen wurde. Die einfach norische Haube bestand aus einem viereckigen Tuch, das diagonal zusammengefaltet und zusammengerollt über den Kopf gebunden wurde.


Dass die Trachten der norisch pannonischen Frauen auch außerhalb der Grenzen des römischen Reiches getragen wurden, lässt sich aus Grabfunden von norisch pannonischen Fibeln und Gürtelbeschlägen ableiten.

 

Durch Handel über die Donaugrenze hinweg, kamen auch andere Völker mit der norisch pannonischen Tracht in Berührung. Besonders im Reich der Markomannen war sie beliebt und weit verbreitet. Das ging sogar soweit, dass sich Flügel- und Doppelkopffibeln auch in Männergräbern finden lassen.